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Teil
II - 1988/89 - 1993/94
"Die erfolgreichen Jahre"
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Für
die Oberliga Süd hatte sich der SCM angemessen verstärkt: Die
Bayreuther Zwillinge Peter und Paul Lowden, der Münchner
Torwart Jürgen John sowie die Füssener Markus Gmeiner
und Reiner Meisinger waren prominente Zugänge. Die Saison
1988/89 sollte für den Oberliga-Austeiger
auch eine Kur werden. Attraktivere Gegner und der Ausbau des Zuschauers-Booms
sollte die vorangegangenen Oberliga-Zeiten vergessen machen. Es sollten
die erfolgreichsten Jahre im Memminger Eishockey werden. Größten
Anteil daran hatten die Gebrüder Lowden: Peter und
Paul, die nordamerikanischen Zwillinge, die brüderlich teilten. Titel
Skorerkönig für den einen, Titel Schützenkönig für
den anderen. Ein geniales Duo. Bis zum Wiederaufstieg des SCM in die Oberliga
Süd mußte der Verein bisher immer in die ungeliebte Relegation
zu dieser Liga, um den Klassenerhalt zu sicher. Ab der Saison 1988/89 sollte sich dies ändern, denn ab da an spielten die Maustädter immer um den Aufstieg zur damaligen Bundesliga II Süd. Die Saison beendete man etwas enttäuschend als Gruppensiebter und Tabellenletzter mit nur vier Pluspunkten. Als Neuling tat man sich schwer gegen die etablierten Vereine aus Bad Tölz, Stuttgart und Riessersee, selbst gegen die Oberligisten Ravensburg, Klostersee und Königsbrunn war in dieser Runde einfach nichts zu holen und der SCM noch eine Nummer zu klein. Der Zuschauerschnitt lag aber dennoch weit über 2000 Zuschauer. Für die Saison 1989/90 verstärkte sich der SCM erneut mit so renommierten Cracks wie Sven Erhart (SV Bayreuth) oder Willi Schweiger und Krystof Kruczek (Augsburger EV). Spektakulärstes Schnäppchen war sicherlich der Torhüter Dietmar Habnitt (EC Bad Tölz), immerhin zu der Zeit einer der begehrtester Keeper im Lande. Am Ende war man Vizemeister der Oberliga Süd und verpasste den Aufstieg zur Bundesliga II Süd als Relegationsvierter nur um einen Punkt. Die Aussichten waren gut, dass die dritte Oberliga-Saison 1990/91 ihre vorerst letzte werden sollte. Erster Grund: Die Konkurrenz in der dritten Liga war schwächer geworden: Meister EV Ravensburg konnte nach dem Nicht-Aufstieg die hochwertig besetzte Truppe nicht ganz zusammenhalten, den anderen Klubs fehlte die personelle Substanz, um sich mit Memmingens Star-Ensemble ernsthaft messen zu können. Grund zwei und der vielleicht wichtigere: Die Torfabrik Lowden bekam einen Spieler hinzu. Einen, der als Empfehlung mitbrachte, einige Jahre im erfolgreichsten deutschen Angriff überhaupt mitgewirkt zu haben, nämlich an der Seite der Düsseldorfer Stars Peter John Lee und Chris Valentine. Auch wenn er danach in Freiburg nicht mehr so toll und in Köln praktisch gar nicht mehr gespielt hatte - die Memminger waren mächtig stolz, einen solchen Spieler in ihren Reihen zu haben: Miro Nentvich , damals 31 Jahre alt und fünffacher Nationalspieler. Man gab ihm gleich ein Drei-Jahres-Vertrag - Zukunftsplanung hieß das damals. Denn diese Reihe sollte länger als nur eine Saison treffen: Peter, Paul und Miro. Und demnächst eine Klasse höher: in der II. Liga. Es sollte reichen, am Ende war der SCM Oberliga-Meister, sage und schreibe elf Punkte Vorsprung und belegte in der Qualifikation der Guppe B zur Bundeliga II Süd souverän den ersten Platz und stieg in die Bundesliga II Süd auf. Nach den Duellen mit dem EC Bad Nauheim war man sogar Deutscher Oberliga-Meister 1990/91. Womit sich die dreijährige Aufbauarbeit vom Oberliga-Neuling zum Zweitliga-Aufsteiger auszgezahlt hatte. Und damit schließlich auch der Transferknüller vor der Saison, die Verpflichtung des einstigen Nationalspieler Miroslav Nentvich. Am Ende stellte das Team von Gerd Wittman, der sein drittes Meisterstück feierte, das fairste, attraktivste (knapp 3000 Zuschauer pro Spiel) und abwehrstärkste Team. In der Saison 1991/92 stand die Bundesliga II vor einem bedeutendem Umbruch. Denn in der folgenden Saison sollte es nur noch eine bundesweite eingleisige Liga mit zwölf Vereinen geben. In drei Etappen läuft die Qualifikation ab. Deshalb war es für jeden Verein in der Nord- und Süd-Division, sportlich reizvoll das Nahziel - unter die ersten fünf zu kommen - zu erreichen. In drei Etappen lieft die Qualifikation ab: nach der Hauptrunde qualifizierten sich die ersten fünf für die Obere Zwischenrunde der Bundesliga II, die restlichen Mannschaften für die Untere Zwischenrunde der Bundesliga II. Die ersten acht der Oberen Zwischenrunde sollten sich anschließend für die Qualifikationsrunde zur Bundesliga I, die restlichen Mannschaften für die Qualifikationsrunde zur Bundesliga II qualifizieren. Nach dem Aufstieg sollte dies eine recht harte Saison mit insgesamt 48 Spielen für die Allgäuer werden. Deshalb musste der Kader mit Rainer Vorerbrüggen (ESV Kaufbeuren), Alwin Wever (EHC Klostersee), Norbert Haslach (Augsburger EV), Jason Hall (Eintracht Frankfurt), Vladimir Lukscheider (EA Schongau) und Roman Zaborowski (SV Bayreuth) verstärkt werden. Die Hauptrunde beendete der SCM zwar als bester Neuling aber leider unglücklich als Tabellensechster und musste damit in die Untere Zwischenrunde starten. Damit war zwar die Qualifikation zur Bundesliga I nicht erreichbar, aber die Chance sich für die eingleisige Bundesliga II zu qualifizieren wurde noch gewahrt. In der Unteren Zwischenrunde erreichte der SCM nach 16 Spielen hinter dem ECD Sauerland und dem EV Füssen den 3. Tabellenrang und qualifizierte sich damit für die Qualifikationsrunde zur Bundesliga II. In dieser Qualifikationsrunde wurde der SCM souverän Tabellenerster und qualifizierte sich mit dem EC Bad Nauheim, dem EV Füssen und dem EHC Essen-West für die eingleisige Bundesliga II. Quasi konnte diese Qualifikation auch als erneuter Aufstieg gewertet werden. Der Erfolg gab den Verantwortlichen Recht, die Investitionen in den Kader hatten sich gelohnt, am Ende waren die Memminger als Bundesligist II unter den 24 besten Eishockey-Mannschaften in Deutschland . Trotzdem viel bereits ein kleiner Schatten auf diese Erfolgsstory: In den letzten Jahren musste der Club viel eigenes Geld in Ablösesummen für neue Spieler investieren und der damalige Obmann Franz Müller gestand eine akut werdende Finanzmisere ein. Im Sommer wurde dann gebangt, ob der Vergleich mit den Gläubigern klappen würde. Das SCM-Flagschiff begann im Frühjahr zu schlingern, nur durch einen außergerichtlichen Vergleich auf Kurs gehalten und das Aus nach 36 Jahren verhindert werden. Alles ging vorerst gut, der SCM konnte seine Aufstiegsstory fortschreiben - aber: Das bisher gute Image war erst einmal dahin. Mit einem stark veränderten Kader ging der SCM in seine zweite Saison (1992/93) in der Bundesliga II. Während und zum Ablauf dieser Saison verließen insgesamt 13 Cracks den Verein. Die Fans mussten nach vier Jahren Abschied von den Lowden-Zwillingen nehmen. Nach diesem eher ungewöhnlich langen Engagement auf den Ausländerpositionen wurden zwei neue Hoffnungsträger geholt. Zwei lettische Sturm-Hünen aus Riga: Ilmar Toman (51 A-Länderspiele für die damalige UdSSR) und Ainar Hecht sollten nicht nur allein ihrer Größe wegen für Akzente sorgen. Hinzu kamen u.a. Andreas Keiler u. Sven-Oliver Vieten vom EHC Freiburg, Thomas Deiter vom Bundesligist Schwenninger ERC, Matthias Brod vom SC Riessersee und nach nur einem Jahr Rückkehrer und Torhüter Ralf Weinl vom EC Ulm. |
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Autogramm
von Ralf Weinl
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Der
SCM gehörte zu den besten Startern der II. Liga, kam am sechsten
Spieltag zum Tabellenführer Augsburger EV - und verlor völlig
willenlos 0:14. Beginn einer Talfahrt. Trainer Gerd Wittmann gab
auf, Nachfolger Martinec hielt den SCM wenigstens in der Liga.
Enorm dabei der Ausländerverschleiß. Nur der Lette Toman
spielte die Saison durch. Sein Landsmann Hecht schied mit dreifachen
Beinbruch aus. Ersatzmann Mike Hiltner, ein US-Boy, erwies
sich als Blender. Der vierte Ausländer war der Kanadier Stephan
Thivierge vom EHC Klostersee - für Memminger Verhältnisse
war sein Engagement eine Frechheit. Den Thivierge galt aus seiner
Ravensburger Zeit als das Feindbild schlechthin, hatte in seiner rauhbeinigen
bis brutalen, meist unfairen Art bevorzugt Memminger Spieler zur Strecke
gebracht. Aber Trainer Martinec hielt an dieser ungewöhnlichen
Maßnahme fest, da der SCM unbedingt einen Torjäger brauchte.
Die Saison verpasste der SCM enttäuschend als Tabellenzehnter die
Play-Offs zur Bundesliga I und musste somit in die Play-Downs. Bereits
in der ersten Runde konnte der SCM die Fahrkarte für eine weitere
Saison in der Bundesliga II lösen. Der SCM setzte sich in fünf
Spielen mit vier Siegen (Best-of-Seven) gegen den SC Riessersee (4:3 n.V.,
2:6, 7:5, 8:7 n.P. und 5:4) durch und hatte letztendlich als einziger
Alläuer Zweitligist doch noch den Klassenerhalt geschafft. Zu verdanken
hatten die Verantwortlichen dies dem neuen Trainer Vladimir Martinec.
Der auf das leckgeschlagene SCM-Schiff aufsprang, nachdem auch der kurzfristige
Nachfolger des ehemaligen Erfolgstrainer Gerd Wittmann, Paul
Sommer die Memminger bereits abgeschrieben hatte. Auch in der Club-Organisation
brachen nach dem Rücktritt von Obmann Franz Müller und
Organisatonsleiter Peter Gemsjäger vorzeitig zwei wichtige
Stützen weg und bei der Hauptversammlung traten dann der Vorsitzende
Helmut Hirschel und seine Vize Dr. Anton Beck nicht mehr zur
Wahl an. Ohne Trikot- bzw. Hauptsponsor trat man seine zweite Saison in
der eingleisigen Bundesliga II an. Das Gesicht der Mannschaft änderte
sich in der Saison 1993/94 erneut.
Die beiden Letten Toman (Schwenninger ERC) und Hecht (zurück
nach Lettland), Thomas Deiter (zurück zum SERC) und Markus
Martin (zum ECU) standen u.a. als Abgänge fest. Der SCM verstärkte sein Kader mit dem Kanadier Brad Belland vom EC Kassel und mit dem Amerikaner Rick Erdall aus Malmö. Vom ECD Sauerland kamen Rainer Vorderbrüggen und Herbert Plattner zurück sowie vom ECU Ralf Aschenbrenner . Vom Augsburger EV stießen Armin Steigenberger und Ales Volek zu den Memmingern. Was sich in den vorangegangen Spielzeiten bereits abzeichnete: die Bundesliga II war das Sorgen- und Stiefkind des deutschen Eishockeys. Die Saison 1993/94 endete nicht nur für den SCM im Super-Gau des Spielbetriebs. Mit nur elf Clubs begann die Saison, nachdem der Schwenninger ERC als Nachrücker in die Bundesliga I für den in die Viertklassigkeit verbannten EHC Freiburg, kurzfristig abhanden gekommen war. Das letzte und auch zugleich schlimmste Jahr der II. Bundesliga forderte einige Todeskandidaten. Zwei verabschiedeten sich aus dem laufenden Spielbetrieb (SV Bayreuth und SCM), zwei taten ihren Abgang aus dem höherklassigen Eishockey nach den Punktspielen kund (ECD Sauerland u. EHC Essen-West). Der SCM stieg vorzeitig aus. Die Allgäuer gingen am 31.12.93 nach 26 Spielen auf Platz 10 liegend (1 Sieg, 1 Unentschieden, 24 Niederlagen mit 84:189 Toren und 3:49 Punkte) in Konkurs. Alle Spiele wurden gestrichen. Nach dem Weihnachtsfest war Schluß - und das hatte sich wie im Fall Bayreuth schon angedeutet. Bereits vor der Saison 1991/92 hatte der SCM zäh um seine Zulassung ringen müssen. Die Zuschauer erwiesen sich zwar als ebenso treu wie begeisterungsfähig - doch es fehlte an Sponsoren. Außerdem hatten die Memminger, als sie in der Oberliga ernsthafte Ambitionen entwickelten, zu viele und zu teure Spieler eingekauft. Wohl in der Euphorie, denn in der schmucken neuen Eissporthalle spielte sich der SCM bekanntlich bis in der II. Liga. Am Ende stand ein vermeintlicher Exodus eines sportlich ambitionierten Allgäuer Eishockey-Clubs. |
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